Winterwondervirenland.

Haben wir uns im Dezember eigentlich schon gelesen? Ich kann mich nicht mehr erinnern. Die Tage fließen so sehr ineinander, dass ich oft vergesse, welchen Wochentag wir eigentlich haben.

Gerade trudeln Popcornbrösel (aus dem Adventskalender) und Maisstärkeschneeflocken fröhlich vereint im leichten Luftzug durch das Wohnzimmer. Ich wundere mich immer noch, dass unsere Putzfrau die Woche nicht die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen hat, ob meiner grandiosen Dekoidee:

Ein Winterwonderland im Wohnzimmer. Hurra hurra! Mit 75 Litern Kunstschnee (biologisch abbaubar, versteht sich – und gibt, wenn er feucht wird, eine ganz toll klebrige Pampe. „Superkleber“, wie die Jungs erfreut feststellten.), drei Tannenbäumchen und zwanzig Watteschneebällen. Natürlich gab es schon die ersten Schneeballschlachten. Der Gatte musste auch prompt sein Auge kühlen, weil er einen verpasst bekommen hatte. Ich soll hier sicherlich schreiben, dass sich „Watteschneebälle“ zu harmlos anhört und dass es innendrin gemein harte, nur gut getarnte Kegelkugeln sind. Und dass das Kind einen krassen Wurfarm hat. Hm.

Wir sind gerade wieder auf dem Weg in den nächsten „harten“ Lockdown, die Schulen werden ab Mitte nächster Woche geschlossen, zusammen mit den Geschäften. Ich halte es ja für ziemlich dämlich, den Leuten noch zwei Tage Zeit für Panikkäufe zu geben. Apropos: ich kündige dem Gatten ja schon seit Monaten circa einmal wöchentlich an, dass wir uns dieses Jahr etwas schenken (nachdem es letztes Jahr total in die Hose ging – wir hatten etwa zwei Wochen vor Weihnachten eine sehr fruchtbare Unterhaltung darüber, wie schade es ist, dass für uns nie etwas unter dem Baum liegt und dass wir das doch eigentlich wirklich ändern sollten. Blöderweise war diese Unterhaltung wohl nur einseitig, weil der Gatte ihr mental definitiv nicht beiwohnte und sich am 24. völlig geflasht für sein Geschenk mit den berühmten Worten „Ich dachte, wir schenken uns nichts“ (dazu gibt es übrigens Geschenkband!) bedankte, während ich ihn erwartungsvoll anstrahlte. Was mir zügig verging, als klarwurde, dass er tatsächlich nichts für mich hatte und sich auch nicht an unsere Abmachung erinnern konnte.)

Jedenfalls weiß er dieses Jahr Bescheid – hiermit auch noch einmal schriftlich festgehalten – und sagte doch glatt letzte Woche „Willst du ernsthaft eine Ehekrise an Heiligabend provozieren? Du setzt mich brutal unter Druck.“ Ich glaube, ich sollte ein blanko Scheidungsformular unter den Baum legen. First come, first serve. Oh oh, schon der zweite Post, der Scheidung thematisiert. Hach ja. Coronazeiten.

Und noch ein Apropos zu den Panikkäufen: wieso fühle ich mich inspiriert, mir mitten im Lockdown I sehr geile (sprich: teure), 10cm-Designersandalen und im Lockdown II eine goldene Paillettenhose zu bestellen? Mein imaginäres Partytier erwacht anscheinend. Um sich mit sinkenden Infektionszahlen und steigenden Freiheiten wieder auf die sichere Couch zu verkrümeln. In Pailletten gewandet und mit Schuhen, in denen man nur sitzen kann. Ach. Klar. Deshalb.

Also denn, ich muss jetzt die Plätzchen aus dem Backofen holen, die Kinder vor dem Fernseher platzieren, weil ich sie sonst anbrüllen muss; nicht, dass sie das irgendwie beeindrucken würde, aber das Backen mit ihnen hat mich an den Rand des Nervenzusammenbruchs getrieben – immerhin habe ich den Mann mit ins Desaster gezogen, um ihm das ganze Elend der weiblichen Herdsteherei in der Vorweihnachtszeit nahezubringen. Und hatte selbst unverhofft Glück, weil mein Rezept deutlich unkomplizierter war als das, das sich sein Mitbäckerkind ausgesucht hatte. Hä hä. Allerdings sind wir jetzt eine ganze Packung gemahlene Vanilleschoten für 8 Euro ärmer und um sehr vanillige Nussmakronen reicher. Kleines Missverständnis zwischen Mann und Rezept.

Morgen entschwebe ich ins Büro und gebe den Kindern den Tipp, doch mit Papa richtige Ausstecherplätzchen zu backen und zu verzieren. Das macht er sicher toootaaal gerne.

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