
Wir sind seit knapp drei Wochen zurück und der Alltag hat uns schon wieder so fest in der Hand, dass die Urlaubsnachwirkungen und Erinnerungen schon beinahe komplett verblasst sind. Wie unschön.
Das eine Kind hat anscheinend ein Alltagstrauma (Urlaub ist deutlich besser) davongetragen und steht seit zweieinhalb Wochen jede Nacht – mehrfach – in unserer Schlafzimmertür mit den Worten „Meine Augen gehen immer wieder auf“. Das macht mich ein bisschen wahnsinnig. Okay, sehr. Und das Doofe ist: ich weiß nicht, wie ich reagieren soll. Braucht er einfach mehr Nähe? Aber wieso ausgerechnet nachts? Oder gewöhnt er sich gerade etwas an, wenn ich ihm erlaube, zu bleiben – und das bleibt mir dann die nächsten zehn Jahre erhalten? Wahhh. Fiese Vorstellung.
Jedenfalls denke ich mir, angesichts dieser Rückkehr in den Alltag, dass ich wohl besser schnell die schönen Urlaubsmomente schriftlich festhalten sollte, bevor sie denn endgültig auf und davon sind…
Wir sind über México City nach Cancun geflogen und von dort mit dem Mietwagen Richtung Tulum, genauer gesagt: nach Akumal, aufgebrochen.
Kaum im Resort nach wahrscheinlich über 20 Stunden Anreise angekommen, fängt es zu regnen an und wir bekommen die Mitteilung, dass unser Zimmer leider erst in 4 Stunden fertig sein wird.
Leicht verzweifelt machten wir uns also auf die Suche nach Mittagessen und landeten am Fun-Pool eines der weiteren Hotels auf dem Gelände. Den fun konnte man nicht übersehen, hunderte von Menschen im Wasser (interessanterweise trotz Gewitter, aber vielleicht ist ja der Nervenkitzel, ob man vom Blitz getroffen wird, Teil des funs gewesen…), Kindergeschrei, bunte Rutschen, ein sehr amerikanisches Buffet mit Pancakes, Burgern und Pommes, Halbnackte beim Essen und generell ein ziemliches Chaos. Die Jungs waren folglich völlig begeistert – und ich verstört, was ich aber brav für mich behalten und nur innerlich geweint habe.
Nach dem, für mich (und den Gatten, wie er am nächsten Abend zugab), irritierenden Auftakt in den Urlaub ging es aber steil bergauf. Unser Teil des Hotels war deutlich weniger… sagen wir mal „lebhaft“ als dieser andere Bereich, den Fun-Pool fanden die Jungs nach einer halben Stunde langweilig und wir hatten unseren Mietwagen, um dem ganzen Resort zu entkommen. Was wir auch ausgiebig gemacht haben.







Und es gibt so wahnsinnig viel zu sehen… die Cenoten haben es mir besonders angetan: mit Süßwasser gefüllte Höhlen in allen Varianten, wie Seen an der Oberfläche, tief unter der Erde, völlig abgeschlossen oder teilweise zum Tageslicht offen. Wobei die ganz unter der Erde absolut nicht mein Ding war – man musste weit hinabsteigen, es war, von ein paar Lampen abgesehen, ziemlich finster, modriger Geruch und pechschwarzes Wasser. Weil ich aber durchaus ganz schön heldenhaft sein kann, habe ich mich tatsächlich mit Tauchermaske zu den Fischen hineinbegeben. Allerdings nicht lange… wenn man eine blühende Fantasie und genug Bücher und Filme über Höhlenmonster gelesen und gesehen hat, gibt das durchaus ganz schön Puls. Das Wasser ist zwar völlig klar, aber man kann oft die Ausmaße der Höhle gar nicht einschätzen, weil sich weitere Gänge und Höhlen ins Unendliche öffnen. Wer weiß, was da so alles wohnt.
Dann doch lieber sonnenlichtdurchflutet und mit hunderten von Fischen, die allesamt wenig scheu waren und einen teilweise auch angeknabbert haben. Hatten wir einen Spaß, jedenfalls nach kurzer Gewöhnungsphase. Als ich das eine Kind endlich überredet hatte, dass es toll ist und er sich die Fische unbedingt ansehen muss, konnte ich ihn unter Wasser in der Tauchermaske noch brüllen hören, als ihn der erste Fisch berührt hat. Hihi. Er hat es un-traumatisiert überstanden (das war übrigens nicht der mit den Schlafstörungen).
Aus tiefen Höhlen geht es hoch hinaus auf Maya Pyramiden, von denen es wirklich einige zu entdecken gibt. Wir haben uns aus Zeitgründen gegen Chichen Itza und für Coba entschieden. Diese Ruinen liegen versteckt im Dschungel, mit dem Auto kommt man nur bis zu einem großen Parkplatz und muss danach zu Fuß weiter – oder mit dem Leih-Rad, was wir gemacht haben und was ein Heidenspaß war. Die Räder sind uralt, völlig verrostet und verbogen, lassen sich kaum lenken, geschweige denn bremsen. Also sind wir im Schneckentempo die Runde langgeeiert, unter „Achtung, ich komme von hinten und kann nicht bremsen„-Schreien, die Füße am Boden schleifend. Letzteres für uns hochgewachsene Europäer übrigens kein Problem.
Tulum selbst (man muss unterscheiden zwischen Tulum Pueblo und der Beach Road, die über viele Kilometer am Strand entlangführt – in unserem Fall meine ich die Straße) hat mich zunächst etwas verschreckt (ich habe am ersten Tag bereits jegliches Schminken aufgegeben, hatte fast ausschließlich ein einziges Kleid an, das möglichst wenig Stoff an sich hatte, auch über nasse Bikinis angezogen werden konnte und meine Haare waren in einen, von dem Cenoten-Getauche ständig nassen Zopf gebunden), weil es wahnsinnig touristisch und super hip ist. Überall sieht man die Instagrammer in Pose geworfen, alle sind durchgestylt und furchtbar cool. Außerdem herrscht ziemliches Verkehrschaos, man kommt nur langsam voran. Nach der ersten, unmittelbaren Abneigung kam dann aber doch so etwas wie Begeisterung auf. Die Läden und Bars entlang der Straße sind so liebevoll hergerichtet, die Straße selbst ist von Palmen und Dschungel beschattet und man kann sich nicht sattsehen an den hübschen Details. Leider ist Anhalten mit dem Auto nahezu unmöglich. Wir haben einen kurzen Stop für eine Runde Eis (sensationell) und an einem Abend auch einen Restaurantbesuch eingelegt, weil davor gerade eine Parklücke auf der Straße frei wurde. Enttäuscht wurden wir aber nicht, in der Gegend scheint einfach jegliches Essen gut zu sein. Und geschmacklich werden einem wirklich neue Welten eröffnet. An dieser Stelle muss ich euch das Ka’an nahelegen, mir hat es bei unserem ersten Besuch wirklich den Atem geraubt. Wenn man der Beach Road bis ans Ende folgt, kommt man an den Eingang zu einem Naturreservat bzw. Nationalpark, Sian Ka’an. Links das Meer, rechts eine wunderbare Lagune (übrigens mit Krokos, wie wir festgestellt haben. Und zwar großen.) Von dort sind es noch einige Kilometer Fahrt auf einer holprigen Sandstraße, bis man bei dem Strandrestaurant Ka’an ankommt – Loungemöbel unter freiem Himmel, eine Bar, Essen ausschließlich über dem Feuer zubereitet und lokale Zutaten. Eine einmalige Erfahrung.

Teil zwei über México City folgt in hoffentlich annehmbarer Zeit. Sage ich jetzt mal…